Mittwoch, 8. Juni 2016

Karriere bei der Sparkasse: Alles nur leere Versprechnungen?

„Wer was von Geld versteht, hat immer gute Karten, egal ob beruflich oder privat. Die Ausbildung bei der Sparkasse ist anspruchsvoll und bietet jede Menge Möglichkeiten für Ihre Karriere. Ob Privat- und Firmenkundengeschäft, Immobilien- oder Anlageberatung – bei der Sparkasse lernen Sie die wichtigen Finanzbereiche kennen und werden fit für Ihren neuen Job. Später können Sie sich über verschiedene Seminare, Fortbildungen und Studiengänge an den Sparkassen-Akademien weiterbilden – los geht’s.“


So stellt meine örtliche Kreissparkasse die Möglichkeiten für angehende Bankkauffrauen und Bankkaufmänner dar. Eltern sprechen häufig von einer „soliden Ausbildung“, wenn der Berufswunsch Bankkaufmann geäußert wird. 

Was viele junge Abiturienten jedoch nicht wissen, ist, dass die Sparkassen dem Öffentlichen Dienst zuzuordnen sind und eine tarifliche Bezahlung nach dem Tarifvertrag des Öffentlichem Dienstes der Sparkassen (TVöD-S) stattfindet. Was einige Menschen als Vorteil empfinden, ist jedoch häufig ein großer Nachteil. Obwohl die Tarifautomatik gilt, welche besagt, dass man nach seiner Tätigkeit und nicht nach seinem Abschluss bezahlt wird, sind die Einstiegsgehälter der Ausgebildeten weitaus schlechter, als die von  mittelmäßigen Bachelor-Absolventen des Faches BWL, die in einem 0815-Unternehmen unterkommen. Selbst diese können mittlerweile mit 38000 Euro zum Einstieg rechnen. 

Die ausgelernten Bankkaufleute werden hingegen nach EG 5 oder EG6 des TVöD-S eingruppiert. Es ergibt sich ein Einstiegsgehalt von 2197 Euro bis 2289 Euro monatlich. Im Jahr kommt man so inklusive der Sparkassensonderzahlung auf 28500 bis 29700 Euro brutto. 
Der Sparkassenfachwirt wird den Mitarbeitern mittlerweile aufgedrängt. In den meisten Fällen stellt dieser den einzigen Karriereschritt in der Sparkasse dar. Über EG 8 wird niemand damit kommen. In der höchsten Erfahrungsstufe kommt man damit auf 41150 Euro jährlich. Dazu kommen nur noch eventuelle Zielboni, die bei kleineren Sparkassen zunehmend abgeschafft werden. Der Abschluss „Sparkassenfachwirt“ ist bei Banken wie der Deutschen Bank und der Commerzbank im Übrigen Nichts wert. Es handelt sich nur um eine betriebsinterne, stark auf die Sparkasse orientierte Fortbildung. 

Viele Abiturienten gehen auch mit dem Ziel an die Ausbildung heran, dass sie später noch studieren möchten. Das Problem ist, dass die Sparkassen kaum Absolventen benötigen und dass der Abschluss als Bankkaufmann einer Sparkasse keinen besonderen Karrierepluspunkt bei Bewerbungsverfahren für Trainee-Stellen darstellt, da er deutlich weniger angesehen ist, als der Deutschen Bank. Und selbst wenn eine Anstellung bei einer Sparkasse gefunden wird, wird die Eingruppierung auch nur nach EG9 erfolgen. Jeder der hunderten Finanzbeamten, die direkt nach dem Abitur ihr duales Studium beginnen, verdient bereits beim Berufseinsteig mehr (netto), als die Absolventen, die bei einer Sparkasse landen. Die Finanzbeamten kommen im Übrigen mit Sicherheit bis auf eine A11-Planstelle der Landesbesoldung hoch. Sie verdienen damit mehr, als die Filialleiter der meisten Sparkassenfilialen. 

Angesichts dessen erscheint es mir fragwürdig, weshalb immer noch viele gute Abiturienten trotz deutlicher finanzieller und karrieretechnischer Nachteile Bankkauffrau oder Bankkaufmann bei Sparkassen werden wollen. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen